Auf dem Weg zur Taufe geben die Gruppe und der/die Begleiter/in Hilfe: Sie sichern den Weg ab. Der/die Begleiter/in setzt dabei sowohl in der Gruppe, als auch im Einzelgespräch geistliche Akzente und unterstützt darin, Glaubensinhalte und Leben miteinander zu verbinden.

Begleitung von Katechumenen auf dem Weg zur Taufe

Text: Bernadette Rausch – Photo: codex14880/pixabay.com

 

Zu allen Zeiten suchten und suchen Menschen nach „ihrem Weg“. Glaubende Menschen versuchen, den Weg zu finden, der sie zu ihrem Ziel, zu Gott führt. Manche haben das tiefe Vertrauen, dass der Einklang von Gottes Willen und ihrem Willen der beste Weg ist. Menschen, die nicht so tief im Glauben verwurzelt scheinen, sprechen von der Suche nach einem erfüllten, sinnvollen Leben. Auch wenn es jeder ein bisschen anders formuliert, haben alle die Sehnsucht, dass ihr Leben ein gutes erfülltes wird und sie zum „Ziel“ bringt, in die Gemeinschaft mit Gott, in die Gegenwart Gottes.

So wie jeder Mensch einmalig ist, so ist auch sein Lebensweg einmalig. Zu allen Zeiten suchten die Menschen deshalb auch nach „Geistlichen Führern“, Begleiter/innen denen sie sich anvertrauen konnten und die mit ihnen gemeinsam nach „ihrem“ Weg suchten. Nicht jeder Mensch und auch nicht in jeder Lebensphase brauchen Menschen geistliche Begleitung. Doch gerade in unserer heutigen, oft sehr komplexen und individualisierten Zeit, sind Menschen, die vertrauensvoll zuhören und dabei auf das Wirken Gottes bewusst schauen, nötig und wichtig.

 

Ungetaufte suchen

Wenn Ungetaufte Gespräche und Informationen zum Glauben suchen, geschieht die Kontaktsuche auf sehr verschiedenen Wegen. Manche knüpfen heute den Erstkontakt über das Internet und Emails. Andere werden durch Partner, Freunde oder durch sakramentale Feiern in Familie oder Bekanntenkreis mit Glaubenden oder pastoralen Mitarbeitern bekannt. Auf jeden Fall ist für die meisten Ungetauften – besonders im Osten Deutschlands – die Kirche und alles, was es da in ihr gibt, eine fremde Welt, in die man sich mit Neugier oder einer unerklärlichen Sehnsucht oder durch eine besondere Erfahrung des Angerührtseins hineinwagt. Nicht selten ist das erste Bild von Kirche durch die Medien oder Vorurteile geprägt.

Als in der Kirche Sozialisierte können wir nur ahnen, was es für einen Menschen bedeutet, der nicht im kirchlichen Bereich „zu Hause“ ist, über Fragen des Glaubens zu sprechen. Es fehlt das Vokabular! Andererseits bringen Menschen, die noch nie mit Religion, Glauben, Gott und Kirche in Kontakt waren, auch eine große Unbefangenheit und Offenheit mit, wenn sie sich erstmal auf den Weg begeben haben. Im Osten Deutschlands gibt es solche Menschen, denen der ganze Bereich „Religion“ völlig fremd ist. Viele Gespräche mit diesen Menschen, die aus verschiedensten Gründen sich für die religiöse Dimension öffnen, sind tief geistliche Gespräche, die ein Geschenk Gottes an uns Glaubende sind.

 

Geistliche Begleitung in der Gruppe

In der Regel findet Geistliche Begleitung eher in der Einzelbegleitung statt. Aber in der Literatur werden auch Gruppen beschrieben, die zeitweise einen geistlichen Prozess durchgehen und als Gruppe geistliche Begleitung erfahren. Kleingruppen, die sich treffen zum Bibelgespräch, als Gebetsgruppe oder als Gemeinschaft, die ein bestimmtes Anliegen verwirklichen will, haben nicht selten auch Elemente geistlicher Begleitung bei ihrem Zusammensein, integriert: das gemeinsame Suchen nach dem Willen Gottes, nach dem nächsten Schritt, den Gott uns führen will.

Für Menschen, die ganz neu nach Gott suchen, ist es entlastend und bereichernd, wenn sie diesen Weg nicht allein und auch (noch) nicht in Einzelbegleitung gehen müssen. Manchen fällt es sehr schwer, sich zu äußern bzw. (kritisch) zu fragen. Für sie ist es hilfreich, erst einmal zuhören zu können. Wenn in einer Gruppe von Suchenden auch noch aktiv praktizierende Gläubige dabei sind, ist das ungemein hilfreich, weil ein Suchender nicht nur die „Lehre der Kirche“ hört, sondern auch ganz konkrete Menschen erlebt und erfährt, wie Glaubende die Inhalte des Glaubens in der Praxis leben.

Aber auch für aktive Christen können diese Treffen sehr bereichernd für den Glauben sein, weil sie lernen, über ihren Glauben zu sprechen, weil sie sich Fragen stellen müssen, die ihnen bisher noch nie gekommen sind und weil ihnen durch das Suchen der anderen erneut bewusstwerden kann, was für ein kostbarer Schatz der Glaube an Gott ist.

Auf Grund der geschilderten Erfahrungen und Befindlichkeiten ist gerade für Menschen, die auf dem Weg zur Taufe sind (im weitesten Sinn) die Begleitung in Gruppen besonders wertvoll, wobei Einzelgespräche je nach Bedarf ergänzend stattfinden sollten.

Natürlich ist der Weg zur Taufe zuerst auch ein Weg des Kennenlernens des Glaubens, also der Katechese. Ideal ist es, wenn neben der Vermittlung der Glaubensinhalte es durch Gespräche zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Inhalten kommt und durch das Zeugnis der „Aktiven“ auch noch die praktische Umsetzung anschaulich wird. Manchmal ist es auch möglich, durch „geistliche Übungen“ im weitesten Sinn (Gebet, Meditation, Schriftgespräch) die innere Dimension der Glaubensinhalte bewusst werden zu lassen, bzw. zu persönlichen Erfahrungen werden zu lassen.

 

Erfahrungen in der Begleitung mit Katechumenen

Menschen, die sich melden, um „mehr über den Glauben“ zu erfahren, bringen schon eine Geschichte mit Gott und dem Glauben mit. Wenn sie sich melden, ist der innere Druck, das Interesse so stark geworden, dass sie Kontakt zu jemand in der Kirche suchen. Man könnte auch sagen: die Zeit ist reif, um mehr zu erfahren und sich der Begegnung mit fremden Leuten und unbekannten Bereichen auszusetzen.

Hier scheint mir auch wichtig, auf diese Anfragen möglichst zeitnah ein Gespräch und Treffen anzubieten, um Ängste und Beklommenheit vor dem Unbekannten nicht zu stark werden zu lassen und den „Kairos“ nicht verstreichen zu lassen. Entscheidend bei der ersten Begegnung ist natürlich neben dem „ersten Eindruck“ auch, dass dem Suchenden bewusst wird, dass keinerlei Druck und Erwartungen an ihn herangetragen werden, d.h. das Gefühl großer Freiheit, Empathie und Offenheit. Diese erste Begegnung sollte nach Möglichkeit in einem Einzelgespräch stattfinden.

Wenn der Suchende erzählt, was er sucht bzw. was ihn bisher bewegt hat, ist das meist ein zutiefst geistliches Gespräch, weil offensichtlich wird, wie Gott hier schon im Leben gewirkt und geführt hat. Manchen Suchenden kann diese Erfahrung auch schon aufgezeigt bzw. bewusstgemacht werden.

Gemeinsam kann dann in einem zweiten Schritt geklärt werden, was der Suchende „braucht“. Für den Begleiter ist es hilfreich, wenn er mit jedem im Kreis der Katechumenen so ein Einzel-Erstgespräch führen konnte, damit er bei den Gruppenrunden die individuelle Situation der einzelnen im Blick hat und möglichst darauf eingehen kann.

 

Beispiel aus einem Erstgespräch

GB:    Sie haben sich für den Glaubenskurs angemeldet, was hat Sie denn dazu bewogen?

M:  Ich bin Student. Ich hatte eine Freundin, die war katholisch. Bei ihr zuhause habe ich erlebt, wie die Familie gemeinsam betet, z.B. vor dem Essen. Ich habe den Zusammenhalt in dieser Familie als etwas Besonderes erlebt. Ich war mit ihr gemeinsam im Gottesdienst. Das war für mich etwas ganz Neues, Das kannte ich überhaupt nicht. Unsere Beziehung ist nun schon seit einem Jahr auseinander…. Und mir fehlt seitdem etwas in meinem Leben. Durch diese Freundin und ihre Familie ist in mir wie eine „offene Stelle“ deutlich geworden…. Ich will das, was in dieser Familie so selbstverständlich war, besser kennenlernen.

GB: Da ist etwas aufgebrochen und lässt Ihnen keine Ruhe?

Max: JA, so könnte man es nennen. Mir fehlt was….

GB: Kennen Sie denn außer Ihrer ehemaligen Freundin und deren Familie noch weitere Katholiken?

Max: Nein.

GB:  Allein eine innere Sehnsucht treibt sie…..kein anderer Mensch begleitet sie derzeit. Das ist schon erstaunlich. Es ist gut, dass Sie sich gemeldet haben. Ich denke, es kann für Sie ein erster hilfreicher Schritt sein, am Glaubenskurs teilzunehmen! Hier versuchen wir, über alles, was den Glauben an Gott betrifft, zu sprechen. Und Sie werden andere kennen lernen, die ebenso wie Sie auf dem Weg sind und suchen, aber auch Menschen, die schon lange als Glaubende leben.

 

Oft folgen diesem Einzelgespräch über mehrere Monate gemeinsame Runden in der Gruppe, in denen die Katechese, die Vermittlung von Glaubensinhalten, den Schwerpunkt bildet. Parallel dazu machen die Katechumenen Erfahrungen im Gebet und im liturgischen Bereich. Geistliche Einzelgespräche und Begleitung kommen je nach Bedarf dazu.

 

Gebet

Neben der theoretischen Vermittlung zum Thema Gebet halte ich es für unerlässlich, gemeinsam verschiedenste Formen von Gebet miteinander zu praktizieren: Stille kennen zu lernen und auszuhalten, die tiefere Bedeutung des Kreuzzeichens, das Kennenlernen der Grundgebete, geformte Gebete, die Erfahrung freien Betens, antiphonisches Gebet (Bitten, Lob, Dank, Litaneien),  Lieder, Bildbetrachtungen und biblische Texte , besonders die Psalmen, Meditation mit Symbolen und Gegenständen des Glaubens (Kerze, Weihwasser, Öle)…

Im Unterschied zur „klassischen geistlichen Begleitung“, wo es manchmal genügt, dem Begleiteten eine andere/ neue Form von Gebet vorzuschlagen, ist es bei der Gruppe der Katechumenen wichtig, konkret und praktisch vielfältige Formen von Gebet kennenzulernen und (miteinander) einzuüben. Die Einführung kann dabei sowohl in der Gruppe, als auch im Einzelgespräch erfolgen.

 

Liturgie

Die Teilnahme an der Liturgie, besonders dem Sonntagsgottesdienst, ist für die Katechumenen eine große Herausforderung. Nicht nur, dass der Besuch von Gottesdiensten in der bisherigen Lebensgestaltung nicht vorkam, sondern das die Sprache und die Ausdrucksformen des Gottesdienstes eine fremde Welt sind. Hier kann der Begleiter zwar durch theoretische Erklärungen und Hinweise vorbereiten, letztlich ist gerade hier aber auch die Treue und Beharrlichkeit des Katechumenen gefragt. Hilfreich ist immer, wenn es eine Person gibt, die den Katechumenen bei den Gottesdienstbesuchen begleitet.

Manchmal sind im Nachhinein Gespräche möglich, die die persönlichen Erfahrungen bei der Teilnahme am Gottesdienst reflektieren bzw. weitere Verstehenshilfen geben. Hier ist oft auch das persönliche Zeugnis des Begleiters und der anderen praktizierenden Teilnehmer gefragt: Wie erlebt / vollzieht er die Teilnahme am Gottesdienst? Wo sind seine Gedanken? Was ist für ihn ganz wichtig und hilfreich? Wie erfahre ich Gott und seine Gegenwart in der Kirche, der Liturgie? Damit kann der liturgischen Erfahrung des Katechumenen ein Gespräch folgen, das nicht selten in ein geistliches Gespräch mündet. Dabei ist der Begleiter als Zeuge gefragt, als Christ, der selbst eine gottesdienstliche Praxis lebt, und eben auch als ein Gesprächspartner, der hilft, die eigenen Erfahrungen zu sortieren, zu reflektieren und mit anderen Erfahrungsbereichen zu verbinden.

 

Beispiel für ein Gespräch

C:  Am Sonntag, das war so ein festlicher Gottesdienst. Ich hatte solche Freude.

GB: Was war denn so schön für Sie?

C: Alle haben gesungen. Und der Weihrauch hat so eine besondere Atmosphäre geschaffen. Das kenne ich bisher nicht.

GB: Ihnen gefällt, wenn auch die anderen Sinne im Gottesdienst angesprochen werden?

C: Ja. Als der Pfarrer das Weihwasser auf uns alle gesprengt hat (Asperges), da fühlte ich mich so, als ob ich ganz dazugehöre.

GB: Das Besprengen mit Weihwasser im Gottesdienst ist Erinnerung an die Taufe.

C: Ich bin jetzt immer so ganz ergriffen, mir kommen oft die Tränen im Gottesdienst.

GB:  Aus Freude?

C: Ja, ich denke schon. Eine Sehnsucht, die ich schon lange mit mir herumtrage, wird Wirklichkeit. So lange habe ich mich nicht getraut, zur  Kirche zu gehen.

 

Bibel

Beim Lesen und Kennenlernen von biblischen Texten wird neben der Hilfe zum Verständnis der biblischen Texte auch die geistliche Dimension der Bibeltexte und der Bezug zum eigenen Leben für die Katechumenen zu vielen tiefen Erfahrungen führen. So habe ich erlebt, wie ein junger Mann ungläubig fragte, ob Gott wirklich – wie der barmherzige Vater – alles vergibt? Das war für ihn eine unvorstellbare Dimension! Und bringt auch sozialisierte Christen immer wieder zum Staunen. Oder Abraham, der im Vertrauen auf Gottes Wort ins Ungewisse loszieht – diese Erfahrung können Katechumenen sehr gut nachvollziehen. Der Gang des Petrus über das Wasser – das Vertrauen auf Jesus, das trägt…. Auch hier können Katechumenen sich gut hineinversetzen, da sie es in ihrem eigenen Leben meist erfahren haben, wie sie aus dem Boot der gewohnten Lebensgestaltung ausgestiegen sind – manchmal für sie selbst mehr als unerklärlich.

Wiederum kann die Begleitung in der Gruppe oder auch im Einzelgespräch erfolgen. Wichtig ist, dass dem Suchenden geholfen wird, die eigenen Regungen, Gedanken und Erinnerungen, die der Text auslöst, ins Wort zu bringen und zu reflektieren.

 

Glaubensinhalte

Neben der theoretischen Vermittlung von Glaubensinhalten kommt es oft zu geistlichen Gesprächen, wo auch ganz konkret darüber gesprochen und nachgedacht wird, wie Gott / Christus in meinem ganz persönlichen Leben wirkt, ankommt, eine Rolle spielt. Diese persönliche, existentielle Bedeutung geht weit über das Verstehen des Inhaltes hinaus. Katechumenen brauchen es, diese Bedeutung immer wieder von verschiedenen Seiten anzuschauen und zu testen. Dazu kann der Begleiter helfen, auch in dem er für Geduld und Wiederholung steht, vor allem aber indem er Anwalt und Zeuge dafür ist, dass es diese Bedeutung gibt und dass jeder sie für sich entdecken kann. Die Begleitung hat nichts anderes zum Ziel, als Gottes Wirken im Leben zu erkennen, Vorstellungen und Erfahrungen von IHM neu zu überdenken….

 

Beispiel für ein Gespräch

GB: An Gott zu glauben, ändert sich da etwas im Leben?

M: JA. Ich finde, das Leben wird wertvoller.

GB: Wertvoller?

M: Naja, wenn ich glaube, dass nichts zufällig ist, was ich in der Natur und in meinem Leben zu erfahre. Wenn ich darüber nachdenke, was für ein genialer Plan hinter der Welt steht

GB:  Weil Sie an einen Schöpfer glauben, in dem alles seinen Ursprung hat?

Max: Ja. Und nicht nur, dass die Welt so durchdacht geschaffen ist. Auch mein Leben! Es tut gut, wenn ich glaube, ich bin kein Zufall. Ich bin gewollt.

GB:  Das ist für Sie eine gute Erfahrung.

Max: Irgendwie fühle ich mich geborgener. Aufgehoben.

 

Der/die Pat/in

Wenn es möglich ist, dass ein Glaubender aus der Gemeinde, dem Freundeskreis, der/ die LebenspartnerIn den Katechumenen intensiv auf diesem Weg des Glaubens begleitet, ist das für beide ein Geschenk. Der Katechumene hat nach den Treffen, in der Liturgie und auch im Lebensalltag immer jemand an der Seite, der auf Fragen sofort antworten kann, an dem er ganz konkret ablesen kann, wie das geht, glauben und als Christ leben. Für den Glaubenden führen die Fragen und die Begleitung zu einer Vertiefung des eigenen Glaubens, zu großer Dankbarkeit und Intensivierung. Der Pate leistet einen Großteil der geistlichen Begleitung, ohne dass es so heißt und ohne dass die entsprechenden Schwellen entstehen. Dennoch ist es oft gut, wenn Pate und fachliche geistliche Begleitung zusammenwirken und sich gegenseitig ergänzen.

Strahlend sagte mir ein junges Paar, dass durch diesen Weg des Katechumenats ihre Beziehung eine Vertiefung und Intensität bekommen hätte, die sie so nicht geahnt haben. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die katholische Partnerin nie auf Gebet und praktische Glaubensausübung zugunsten des ungetauften Partners verzichtet hatte. Dieses Paar hat dann begonnen, gemeinsam zu beten. Auch wenn ich bei dem, was zwischen den beiden an Gesprächen stattgefunden hat, nicht dabei war, bin ich zutiefst überzeugt, dass diese Gespräche oft auch eine geistliche Dimension hatten.

 

Der Weg zur Taufe

Ein entscheidender Moment in der Begleitung der Katechumenen ist, wenn sie ganz bewusst sagen: ich will getauft werden und sich damit auch für ein Leben als Christ entscheiden, inklusive bestimmter Verpflichtungen und Konsequenzen. Nicht selten müssen die Katechumenen in ihrer näheren Umgebung bei dieser Entscheidung Unverständnis und Bedenken ertragen. Bei diesem bewussten Schritt zur Taufe sind so manche Parallelen zu beobachten, wenn Menschen sich bewusst entscheiden zur Ehe, zum Priestertum, zum Ordensleben oder einer anderen weitreichenden Lebensentscheidung. Entsprechend sorgsam sollte dieser Schritt vorbereitet sein.

 

Die katechumenalen Riten

Die Riten (Skrutinien, Übergabe von Vater unser und Credo, die Annahme durch den Bischof, die Vorstellung in der Gemeinde), die der Katechumene auf dem Weg zur Taufe durchschreitet, sind für ihn gleichzeitig aufregend, beglückend und berührend. Natürlich ist jeder Auftritt in der Öffentlichkeit nervenaufreibend, aber gleichzeitig oft auch eine geistliche Erfahrung. Durch die Besonderheit der Situation ist der Katechumene innerlich oft auch besonders sensibel und offen. Gesten und Worte werden mit besonderer Intensität auf- und wahrgenommen. Geistliche Erfahrungen von Getragensein, von Nähe und Stärkung, innere Freude und die Erfahrung, dass da eine innere Kraft wächst, sind möglich und sollten im vertrauensvollen Raum der Kleingruppe oder im geistlichen Einzelgespräch auch ausgesprochen und gedeutet werden können.

 

Die Taufe

Die Taufe nach einem langen Weg der Vorbereitung und einer bewussten Entscheidung zu erleben, ist ein Geschenk, dessen Tiefendimension nur erahnt werden kann. Die Taufe erschüttert Erwachsene zutiefst. Dieses Ereignis nicht nur von den äußeren Riten zu verstehen, sondern als tiefe Erfahrung der Größe und Güte Gottes zu erleben, ist ein Geschenk für den Täufling und alle Beteiligten.

Oft habe ich im Vorfeld der Taufe mit den Katechumenen „stille Tage“, wenn möglich in klösterlicher Umgebung versucht. Die Schwestern zu erleben, die ihr ganzes Leben Gott geweiht haben, ist Bestärkung für den eigenen Weg. Hinzu kommt, dass hier viel Zeit ist und das Zusammensein nicht nur wie gewohnt, am Abend nach einem vollen Arbeitstag, stattfindet. So ist hier manches an tieferen Gesprächen, auch an Einzelgesprächen – möglich. Gerade dieses Innehalten ist sehr wichtig, damit diese tiefe innere Entscheidung durch die vielen äußeren Vorbereitungen nicht in den Hintergrund gerät.

 

Nach der Taufe

Der Neugetaufte befindet sich nach der Taufe meist wie in einem Zustand der „Flitterwochen“. Ähnlich wie es Menschen geht, die sich auf einen geistlichen Weg begeben, geht es auch den Neugetauften. Die Freude an Gott, am Gebet und am Religiösen wird leider vom Großteil der Gemeinde/ Umgebung nicht so verstanden, gelebt und mitgetragen, wie erwartet. Der Alltag in unseren Gemeinden ist nicht immer von Glaubensbegeisterung und Entschiedenheit geprägt. In den Gruppen und bei den Treffen innerhalb der Gemeinde geht es weniger um Gott und wie ich meinen Glauben leben kann, als um verschiedenste Themen, Veranstaltungen und Pflege von Gemeinschaft. Neugetaufte und Menschen, die auf einem geistlichen Weg sind, werden in den Gemeinden nur vereinzelt ein Echo für ihre Fragen und „ihre Themen“ finden. Das ist schade, aber Realität.

Damit das junge Pflänzchen „Glaube“ bei den Neugetauften nicht gleich in den persönlichen wie den kirchlichen Alltagsstürmen erstarrt, ist empfehlenswert, den Neugetauften einen geschützten Raum zu ermöglichen, in dem sie weiterhin Themen des Glaubens miteinander besprechen können. Aus meinen bisherigen Erfahrungen weiß ich, dass neben „Wunschthemen“ die vielleicht in der Vorbereitungszeit auf die Taufe zu kurz gekommen sind, auch immer wieder gerne miteinander in der Bibel gelesen wird, um auf diesem Weg weitere Dimensionen unseres Glaubens kennenzulernen. Wieder braucht es eine Gruppe – peer groups sind für Neugetaufte unerlässlich – und die fachliche Begleitung, die sowohl Auskunft geben kann, als auch helfen kann, die Erfahrungen und neuen Themen mit dem eigenen Leben zu verbinden.

Nicht zuletzt stellt sich jedem Neugetauften die Frage, wie die Taufe sein Leben ganz praktisch verändern soll/darf/muss. Auch das muss sorgsam abgewogen werden, gerade wegen des „Flitterwochen“-Gefühls. Der Begleiter wird hier auf die Unterscheidung der Geister zurückgreifen. Manchmal muss er eher bremsen, oft helfen, die Dinge noch mal von einer anderen Seite anzuschauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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