Das ist ja was zum Freuen! Ich werde abgeholt. Ein ungewöhnlicher Blick auf den eigenen Tod… Ein Blick, dem ein intensives geistliches Leben voraus geht. Ein Blick, den das Johannesevangelium anbietet: Jesus kommt und holt uns in unserem Tod ab.

Im Angesicht des Todes nach vorne schauen

Text: Gerhard Valerius SCJ – Photo:publicdomainpictures/pixabay.com

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ (Joh 14,2-3)

Jesus  kommt wieder, um uns zu holen? Das heißt: er holt uns ab, wenn es so weit ist?

Wenn ich so weit bin, dann kommt er also und holt mich ab.

Ich muss nicht allein gehen, ich werde abgeholt.

Das fühlt sich ganz anders an als das, was ich bislang empfunden habe: es ist zu Ende, oder: ich muss gehen, oder: ich muss alles und jeden zurücklassen…  Dabei bleibt es auch.

Aber die Blickrichtung ändert sich. Ich schaue nicht mehr nur zurück auf das, was ich verlassen muss, sondern riskiere einen Blick nach vorne.

Und da kommt einer! Und nicht irgendeiner, sondern ER kommt. ER, mit dem ich ja schon lange lebe. Ein Vertrauter, der mir seine Freundschaft angeboten hat, und mich schon paar Mal  gefragt hat, ob auch ich ihn liebe?

Mit dem ich schon einiges erlebt habe, mal beglückende Nähe, mal unterkühlte Ferne, aber durchgezogen hat sich doch das Wissen um sein Da Sein und seine Nähe.

Und DER kommt und holt mich ab! Das ist ja was zum Freuen!

Jedenfalls gibt es  Grund unter die Füße, es trägt. Ich habe es erlebt. In den vergangenen drei Jahren konnte ich zweimal, als ich jeweils zu schwerer Operation auf dem Bett in Richtung OP-Saal geschoben wurde,  sagen: „Herr, ich bin einverstanden, wenn Du meinst, es sei so weit. Komm, hol mich ab!“ Ich habe mich gewundert über die Ruhe und die Gelassenheit, die er mir geschenkt hat. Seit zwei Jahren lässt er mich auch mit meinen Metastasen leben, die mit Therapien in Schach  gehalten werden.

„Und wenn mir mal wieder bang ums Herz wird sein, so tritt du dann herfür, reiß mich aus den Ängsten und lass mich sehn dein Angesicht.“ (Vgl. GL 289,2f).

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