Jede Generation, letztlich jede Christin und jeder Christ, muss diese Frage nach dem Nutzen des Glaubens aus ihren geistlichen Erfahrungen und einer ihrer Zeit gemäßen Theologie heraus beantworten: Zwölf Antworten, Verheißungen und Anstiftungen des Glaubens für Menschen des 21. Jahrhunderts.

 

Was bringt es mir, Christ zu sein?

Text: Peter Hundertmark – Photo:

Glaube wird heute erfahren als Beziehung und als Kraft. Dem entsprechen in der biblischen Botschaft und geistlich-theologischen Tradition die Aspekte Communio (Verbundenheit) und Mystik (Innigkeit) einerseits und andererseits Missio Dei (Sendung Gottes) und Participatio actuosa (aktive Teilhabe). Zusammen finden diese Elemente im neutestamentlichen Bildwort von den Jüngerinnen und Jünger Jesu. Die beiden Grunderfahrungen und -verheißungen „Beziehung“ und „Kraft“ lassen sich in zwölf Thesen ausbuchstabieren: Beiträge des christlichen Glaubens für Menschen der Postmoderne – unter den spezifischen Herausforderungen: Identität, Zugehörigkeit, Kontingenzbewältigung.

 

  1. Glück
    Glaube als Teilhabe am Leben Jesu Christi bietet mir – und jedem und jeder, der/die sich auf den Weg Jesu macht – eine emotional dichte, glückende, mein Leben für immer bewahrende Beziehung.
  2. Würde
    Darin und dadurch eröffnet er mir die Möglichkeit , mit Christus für eine bessere Welt mitzuarbeiten. Durch diese doppelte Teilhabe habe ich eine umfassende und unverlierbare Würde, denn sie wurzelt in einem göttlichen Geschehen: der Liebe Gottes zu den Menschen, zu jedem Menschen
  3. Ort
    Glaube als Teilhabe fördert und mehrt meine Freiheit, gibt mir aber zugleich und widerspruchsfrei Angenommensein, Einbindung und Zugehörigkeit. So finde ich einen einmaligen, mir angemessenen Ort, einen Platz, an dem ich richtig bin, der mich kreativ und tief befriedigend in die Dynamik des Weltgeschehens und der Sendung Gottes einbindet.
  4. Identität
    Auf dem Weg Jesu konvergieren die mir gegebene individuelle Verheißung über meinem Leben und mein freies Streben nach einer gelingenden Identität. Ich muss mich nicht machen, denn ich bin – und ich bin, weil ich unbegrenzt geliebt bin.
  5. Orientierung
    Meine gelingende Identität, mein bester Beitrag für diese Erde und das höchste mir mögliche Lob Gottes nähern sich auf diesem Weg asymptotisch an. Auf diese Weise bekomme ich zudem aussagekräftige Kriterien und konkrete Orientierungspunkte an die Hand, um mein alltägliches Verhalten einzuschätzen und für mich stimmige Entscheidungen zu treffen.
  6. Energie
    Glaube als Teilhabe schließt mich an die Dynamik und Energie Gottes an und ermöglicht mir, starke, positiv überraschende Erfahrungen mit dem Heiligen Geistes zu machen.
  7. Sinn
    Dadurch komme ich selbst in ein personales Reifungsgeschehen, werde mündiger, selbstwirksamer und erlebe Kraft, Stimmigkeit und Trost für mein Engagement in der Linie der Sendung Gottes. Mein Leben wird so in eine Perspektive von Heil und Heiligkeit gestellt, aus der heraus auch die Niederlagen, Grenzen und der Tod Sinn machen. So lohnt es zu leben – mit allem, was dazu gehört.
  8. Gemeinschaft
    Glaube als Teilhabe am Leben und der Sendung Gottes lässt mich ganz praktisch und alltäglich tragende Gemeinschaft aus dem Glauben erleben, vernetzt mich über alle Grenzen hinweg mit den Gefährtinnen und Gefährten Jesu und gibt mir über den Tod hinaus einen bleibenden Platz in der Verbundenheit der Freunde Gottes. In Christus sind alle Christinnen und Christen eine große Familie.
  9. Hoffnung
    Solcher Glaube gibt mir die Erfahrung und Zusage, dass mein Leben nicht ins Leere geht, sondern gesammelt und bewahrt in Gott bleibt. Daraus gewinnt mein Leben eine Hoffnungsperspektive, die mir hilft, mutig, ernst und gelassen zugleich mit Scheitern, Leid und Tod im Leben anderer und in meinem eigenen Leben umzugehen.
  10. Hilfe
    Mein Glaube vertraut mich der Sorge Gottes an. Gott trägt mit mir die Verantwortungen meines Lebens, stellt sich mit mir meinen Herausforderungen, durchlebt meine Trauer und meine Schmerzen mit mir und hilft mir so, meine Ängste zu ertragen und mich letztlich nicht zu meinem und anderer Menschen Schaden von ihnen bestimmen zu lassen.
  11. Wirksamkeit
    Teilhabe an der Sendung Gottes befähigt mich, angstfrei, offen und neugierig auf alle zuzugehen, die sich auch der Humanisierung und nachhaltigen Entwicklung der Erde verschrieben haben: Menschen aller Religionen und Weltanschauungen können Partnerinnen und Partner werden. Gemeinsam ist eine bessere Welt möglich.
  12. Nutzen
    So geschieht durch mich der Auftrag der Kirche für Einheit und Frieden der ganzen Welt.

 

 

Diesen Beitrag teilen: