Eine ganz einfache Meditationsanleitung, etwas was jeder unabhängig von seiner Einstellung und Religion mitvollziehen kann – und zugleich eine intensive körperliche Erfahrung des Lebensatems, der schöpferischen “ruach” des Alten Testamentes, neutestamentlich des Lebenshauches Heiliger Geist: christliche Verkündigung ohne religiöse Worte

Atemmeditation auf dem Marktplatz

Text: Ton-Vinh Trinh-Do – Photo: Ton-Vinh Trinh-Do

Unsere Großeltern sind 1954 vor den Kommunisten aus dem Norden nach Mittelvietnam geflohen. Unsere Eltern sind 1975 mit uns vor dem Einmarsch der Vietcong von Mittel- nach Südvietnam geflohen. Ich bin 1979 vor den Kommunisten mit dem Boot nach Indonesien geflohen. Vorher wurde unser Dominikanerkloster beschlagnahmt und wir Semiaristen weggeschickt. Meine Tante hatte damals gesagt:“Ich zahle dir die Flucht. Hier bei den Kommunisten kannst du nicht Priester werden.“

Ich habe als Zwöljähriger auf der Flucht erfahren, dass ich ohne Essen „lange“ überleben kann. Ich habe auf der Flucht erlebt, dass ich ohne Süßwasser nicht so lange überleben kann.  Wir waren 17 Tage lang auf dem Meer herum geirrt… Fast ans Ufer angekommen ging ich vor Erschöpfung unter. Ohne den UNIVERSELLEN LEBENSATEM wäre ich innerhalb weniger Sekunden tot…

Seither ist es mir so deutlich geworden, dass dieser LEBENSATEM, dieser Sauerstoff, diese Luft, die uns umgibt, uns alle zu einer Menschheitsfamilie verbindet, ganz gleich, wo wir leben, ob in Afrika, Amerika, Asien, Australien oder Europa, welcher Nation wir angehören oder welcher Rasse wir entstammen… Jede Kultur und Religion nennt ihn anders. Christen sehen in ihm das Wirken des Heiligen Geistes, des Hauches Gottes.

Als Geschwister einer Menschheitsfamilie auf dem Marktplatz in Neustadt an der Weinstraße stehend, beim Fest VIELE KULTUREN – EINE STADT durfte ich mit den Besuchern aus aller Welt gemeinsam die Hände vor der Brust falten; die Füße sind schulterbreit auseinander, die Knien leicht angewinkelt, fest in der Erde verwurzelt. Dabei spüren wir die Wärme unserer Hände. Der Energiekreislauf ist geschlossen. Wir sind innerlich bei uns zuhause…

Dann falten wir die rechte Hand ganz fest zu einer Faust. Sie symbolisiert unsere Kraft im Leben. Die linke Hand, die vom Herzen aus geht, umgibt nun die rechte Faust, als Zeichen der Güte, die die Kraft lenkt und sie zur konstruktiven und wohltuenden Gestaltung begleitet.

Nun öffnen wir die Hände und bewegen das Handgelenk drei Mal drehend nach vorne. Dabei atmen wir lang und tief durch die Nase in den Bauch ein. Sodann öffnen wir weiter einatmend beide Arme und bringen sie nach oben.

Wir schauen nun in den Himmel. Die Füße sind gut in der Erde verwurzelt.  In dieser Position HIMMEL und ERDE halten wir nun kurz inne, damit der LEBENSATEM in uns wirken und heilen kann.

Nach etwa zehn Sekunden atmen wir langsam durch die Nase aus. Dabei bewegen wir unsere Arme nach unten und bringen die Hände in eine Schöpfhaltung, sodass beide Handrücken sich aufeinander  zu bewegen und dann einander berühren; auch die beiden Unterarme.

Nun drehen wir die Handinnenfläche zueinander, sodass sie eine Lotusblume bilden. Von hier aus erheben wir tief und lang durch die Nase einatmend die Lotusblume in den Himmel.

Oben angekommen drehen wir weiter einatmend erneut drei Mal das Handgelenk. Sodann bringen wir beide Hände hinter den Kopf und halten für kurze Zeit inne, damit der Lebensatem in uns wirken und heilen kann.

Nach etwa zehn Sekunden bringen wir beide Hände langsam ausatmend nach außen. Dabei zeigen die Finger nach oben. Nun drehen wir die Handinnenfläche nach oben. Dann klappen wir die Unterarme vor der Brust zusammen. Drücken die Ellenbogen nach hinten. Danach führen wir die Hände nach unten.

Jetzt ziehen wir den linken Fuß zum rechten Fuß. Wir legen wir die linke Hand in die rechte, sodass beide Daumen einander berühren. Die Hände befinden sich vor dem Bauchnabel. Noch einmal falten wir die Hände vor der Brust. Spüren die Wärme unserer Hände. Der Energiekreislauf ist geschlossen. Wir sind innerlich bei uns zuhause.

Jetzt verbeugen wir uns leicht voreinander als Zeichen des Respekts und des Dankes.

Meditation auf einem gut besuchten deutschen Marktplatz scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Umso stärker die Erfahrung, dass viele sich auf die Begegnung mit dem LEBENSATEM einließen.

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