Glaube nährt sich aus der Begegnung mit Jesus Christus. Durch die Auferstehung und in der Kraft des Heiligen Geistes ist diese Begegnung auch heute möglich. Diese Begegnung verändert von Grund auf: Gedanken zur Jesus-Darstellung in Caravaggios „Die Berufung des Matthäus.“

 

Jesus Christus. Freund und Bruder

Text: Gerhard Valerius SCJ – Bild: Caravaggio, Berufung des Matthäus, San Luigi dei Francesi, Rom – Photo: Gerhard Valerius

„Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand /Matthäus auf und folgte ihm.“ (Mt  9,9)

Als Jesus weiterging…
Im Vorübergehen
sah Jesus
und sagte…

Der berufende Jesus des Caravaggio hat wache Sinne: Die Haare sind zu­rückgestrichen und geben das Ohr frei. Augen, Mund und Nase können einen gut ansehen, riechen und ansprechen. Jesus wirkt stark und kühn und hat etwas Verwegenes, besonders wegen der Haare und der Bartform. Stirn und Augenpartie sind edel. Zugleich wirkt er sinnlich und zärtlich. Bei diesem Jesus wird verständlich, dass sogar Widerstandskämpfer gegen die Römer in seine Nachfolge wechselten (Zeloten. Vgl .Lk 6.,15). Ihm ist eine Tempelreinigung zuzutrauen, aber auch, dass er Kinder zärtlich in die Arme nimmt und segnet.

Er ruft, und Matthäus steht auf und folgt ihm. Der Zöllner wird Apostel und Evangelist. Die Begegnung hat ihn verändert. „Was von Jesus Christus in den Evangelien mitgeteilt wird, sind im Kern Begegnungen. Jesus begegnet Petrus und Andreas, Johannes und Jakobus, er begegnet der Frau am Jakobsbrunnen, er begegnet Kranken und Sündern, den Abgesandten des Hohen Rates und den Pharisäern… Die Menschen, auf die Jesus zugeht und die sich ihm öffnen, gehen verwandelt aus diesen Zusammentreffen hervor. Zachäus bittet Jesus in sein Haus… Zachäus ist durch diese Begegnung verändert.“  (Peter Hünemann. Jesus Christus, Münster 2/1997).

In der Begegnung mit seinen Jüngerinnen und Jüngem ist etwas Kostbares gewachsen, das Jesus im Johannesevan­gelium als „Freundschaft“ bezeichnet: „Ihr seid meine Freunde“ (Joh 15,14). Dieses Wort Jesu gilt auch mir. Mit dem Wort „Freundschaft“ ist nach Peter Hünermann treffend „die geschichtliche Gestalt erlösten Lebens“ umschrieben. Freundschaft ist vertrauter Umgang miteinander, der in gegenseitiger Liebe gründet: „Ich habe euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Joh 15,15b). Was Jesus sagt, meint er wirklich: Er will mir Freund sein, und er will mich als Freund/Freundin haben! Er schaut mich mit den Augen eines Freundes an und möchte, dass auch ich ihn als meinen Freund betrachte!

Gebet ist nichts anderes
als der vertraute Umgang mit einem Freund,
von dem wir wissen, dass er uns liebt,
und mit dem wir gern allein zusammen sind.
Er ist der wahre und eigentliche Freund.
(Teresa von Avila)

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